Der Arbeitsfetisch und sein Nützlichkeitsrassismus Drucken
Geschrieben von: Baraka   
Montag, den 23. Mai 2011 um 19:48 Uhr

In einem Pamphlet zum ersten Mai stellten Sigmar Gabriel, seines Zeichens (A)sozialdemokrat, und Michael Sommer, Gewerkschafter (DGB-Vorsitzender) die Massenpsychose des liberalen Bürgertums, die kollektive Geisteskrankheit verherrlichter und vergötzter (Erwerbs-)Arbeit unnachahmlich zur Schau. Mit dieser auch sich selbst als saturierte, großmäulige, mit großzügigen Pensionen schon längst abgesicherte Gurus und Propheten dieses ersatzreligiösen Wahns.

Die moralistische Selbstbefriedigungsorgie der beiden reaktionären Genossen an und mit ihrem Arbeitsfetisch kann aber nicht über den versteckten, und letztlich fundamentalen, durchdringenden Menschen-, Lebens- und Freiheitshass hinweg täuschen. Das arbeitskultische, moralistische Geschmiere ist eine Jauchegrube des urliberalen, calvinistischen Rassismus, eines arbeitschauvinistischen, nützlichkeitsrassistischen Sozialdarwinismus.

Es ist eine Apologie der neofeudalen, Markt und Zinskapital ausgelieferten und unterworfenen, (post)modernen bürgerlichen Sklaverei, der Erwerbsarbeit. Die kultisch-moralistische Stilisierung, Verklärung und Vergötzung der (Erwerbs-)Arbeit und einer ihr ausgelieferten Gesellschaft ist ein Paradebeispiel für unverstellten, ungehemmten, reinen, destillierten Faschismus.

Den Wert des einzelnen Menschen als Selbstzweck zu leugnen und zu pervertieren und von arbeitskultischer, zinskapitalorientierter Nützlichkeit abhängig zu machen, ist der unverhohlen und exzessiv zur Schau gestellte Bruch mit einem humanistischen, aufgeklärten Freiheitsverständnis und dessen Ersatz durch das sozialdarwinistische, und letztlich rassistische Freiheitssurrogat des bürgerlichen Liberalismus.

Wieder einmal zeigt sich in aller Deutlichkeit, wie wahnhaft und geisteskrank die kultische Verehrung und Vergötzung der (Erwerbs-)Arbeit ist. Als Massenpsychose und moralistische Wichsvorlage ist der Arbeitsgötze das zentrale und primäre weltanschauliche Dogma und Relikt des Liberalismus.

Zum Anderen zeigt sich ebenso deutlich, dass die Sozialdemokratie, wie sie Gabriel und Sommer repräsentieren, nichts weiter als eine originär liberalere, spießbürgerlichere Variante des Nationalsozialismus, letztlich also ein arbeitskultischer Sozialdarwinismus von und für (Pseudo-)Wohlstandsbürger ist.

Deutlich gemacht werden muss im Gegensatz dazu auch, dass sich erst aus dem Wert des einzelnen Menschen, vom Menschen als Selbstzweck, echte Freiheit als symbolischer, philosophisch-konzeptioneller Ausdruck der moralisch und politisch verwirklichten bedingungslosen prinzipiellen Werthaftigkeit des Menschen ableitet.

Dies ist das Gegenteil von einer von weltanschaulich-moralistischer Willkür geprägten Vorstellung von Freiheit, die Nützlichkeits- und Leistungskriterien, und damit zugleich auch Schuld- und Abhängigkeitskriterien als Bedingungen für die vorgebliche menschliche Freiheit, und letztlich Unterwürfigkeit und Angepasstheit als Realisation dieser Freiheit postuliert.

Daher muss ebenso deutlich gemacht werden, dass sich Freiheit in einem sozialen, inter-individuellen Kontext nicht einfach und allein durch eine bedingungslose Bereitschaft des Einzelnen, sich in eine Gemeinschaft einzubringen, auszeichnet, sondern ebenso auch durch die prinzipielle Bereitschaft des Einzelnen, bedingungslos anzunehmen und anzuerkennen, was andere aus der Gemeinschaft von sich einbringen und anbieten. Vor allem auch, sich selbst bedingungslos als Mittelpunkt einer Gemeinschaft gleichwertiger und gleichberechtiger Individuen anzunehmen und anzuerkennen.

Im Wesentlichen geht es dabei also um die Auflösung eines starren, konfliktiven und infantilen Leistungsausgleichs- und Belohnungsdenkens, dass letztlich lediglich Schuldkomplexe und Abhängigkeiten und damit letztlich auch Gewalt- und Herrschaftsverhältnisse erzeugt, die den Einzelnen einem sozialen Kollektiv unterordnen. Dies ist dementsprechend das diametrale Gegenteil von echter Freiheit, die also mehr ist, als nur eine hohle, moralistische Phrase.

Im sozialen und politischen Kontext bedeutet Freiheit letztlich nichts anderes, als dass (je)der Einzelne Mittelpunkt der Gesellschaft ist, und dass auf einer derart begründeten und realisierten bedingungslosen und unveräußerbaren Wertschätzung, wie auch Souveränität des Einzelnen erst das allgemeine Wohl der Gesellschaft basiert, das mit den fundamentalen Einzelinteressen keineswegs kollidiert, sondern vielmehr korreliert.

Ein Allgemeinwohl also, das nicht moralistisch und politisch aufoktroyierbar ist, sondern sich auf die Bereitschaft und Fähigkeit des Einzelnen gründet, sich als Selbstzweck mit unveräußerbarem individuellem wie sozialem Daseins- und Teilhaberecht zu begreifen. In einer von Kapitalverwertungsinteressen geprägten Ökonomie schließt dies besonders auch ein bedingungsloses, gesellschaftliches Grundeinkommen ein.

Eine gesellschaftlich organisierte Transferleistung also, die klar und konsequent von obrigkeitsstaatlichen Almosen unterschieden ist, die an Bedingungen geknüpft und aus einer repressiven rassistischen Moraldoktrin abgeleitet sind. Neben dem Status Quo einer subtilen, aber faktischen Zwangsarbeitsgesellschaft, eines neofeudalen Kollektivs, schließt ein solches Grundeinkommen auch die Existenz eines autoritären Staates grundlegend aus.