Das Scheitern des Zinskapitalismus Drucken
Geschrieben von: Baraka   
Freitag, den 10. Dezember 2010 um 08:21 Uhr

Das Zinssystem verspricht Wachstum von Geld aus dem Nichts. Geld, das kreditär in Umlauf gebracht wird, weil die Geldentstehung und Geldmengenregulation in den Händen von privaten Monopolorganisationen, den Geldinstituten liegt. Das in die Märkte gepumpte Geld kennt dementsprechend nur eine echte monetäre Deckungsgrundlage: Schuld, die abgegolten, getilgt werden muss. Und die sich dank des Zinssystems ebenfalls vermehrt. Und auf diese Weise immer mehr Geld zurückfordert, als ursprünglich in Umlauf gebracht worden ist.

Die Folge ist dementsprechend eine Wirtschaftsordnung, deren Produktivität von einer Wertschöpfung abhängig ist, deren monetärem Medium – Geld, das sich unentwegt und explosionsartig vermehrt – immer noch mehr Schulden, also Geldansprüche, besonders von Kapitalanlegern oder Spekulanten, gegenüber stehen. Die Folge ist also eine Wirtschaftsordnung, deren Produktivität einer dank Zinssystem und Schuldendynamik zu großen Teilen lediglich fiktiven Geldmenge folgen und dementsprechend ebenfalls immer weiter ansteigen muss.

So entstehen neben (fiktiven) Geldbergen, entweder in Form von Finanzblasen oder in Form von überakkumulierten Anlagekapital, dem keinerlei realer Bedarf, noch Produktivität gegenüber steht, auch Warenberge, für die es kaum noch Absatzmärkte gibt. Denn unabhängig von einer an jeder realen Bedarfsdeckung vorbei gehenden Produktivität fließt permanent, dank des Zinsbasierten Schuldgeldsystems, liquides Kapital aus der Realwirtschaft in das Finanzsystem, um dort in Form von überakkumulierten Kapitalansprüchen auf reales, liquides Geldkapital zu versickern.

Die Produktivität steigt also Jahr um Jahr, während zugleich die Kaufkraft sinkt. Öffentliche wie private Ausgaben sinken, denn Schulden wollen beglichen werden. In der Folge sinken Löhne wie Sozialleistungen, und liquides Geldkapital fehlt zunehmend an allen Ecken und Enden, während zugleich einige wenige überakkumulierte Kapitalvermögen ins Unermessliche wachsen. Was die letztendliche, unvermeidliche Folge einer derart geisteskranken, parasitären und ruinösen Wirtschaftsordnung ist und nur sein kann, sollte schon bei rudimentärem Gebrauch der Vernunft klar werden.

Darüber hinaus wird es aber in zunehmendem Maße auch in der gegenwärtigen Entwicklung der ökonomischen Tatsachenrealität immer deutlicher. Weil allerdings an der ökonomischen Kapitalverwertungs- bzw. -vernichtungsspirale ein gesellschaftlicher Herrschaftskomplex hängt, in dem der pseudodemokratische Parteienstaat allerdings lediglich die Rolle eines Zuhälters für die Interessen des Großkapitals spielt, weicht die massenmediale Propagandarealität bisweilen eklatant von der Tatsachenrealität ab.

Denn die bestehende Herrschaftsordnung braucht fleißige und gehorsame Arbeitssklaven im Getriebe der hirntot über alle natürlichen Bedarfs- und Ressourcengrenzen hinaus wachsenden Produktivität. An einer Aufklärung über die tatsächlichen Zustände der zinskapitalistischen Wachstumsökonomie, und der Rolle des Menschen darin als Erwerbslohn-Prostituierte des Großkapitals, ist ihm daher nicht gelegen.

Und so werden stattdessen ein Jobwunder und ein Aufschwung herbei fantasiert und zelebriert. Getragen von einem grenzdebilen, reaktionären Arbeitskult und ermöglicht dank zahlreicher statistischer Tricks und eines starken Exports, sowohl in die sich noch mit Schuldgeld aufblasenden Wachstumsmärkte jenseits des Ural, als auch in die bereits kollabierenden Ökonomien im europäischen Umland, oder in die vor lauter Armut nicht mal mehr kollabieren könnenden Elendsökonomien der Dritten Welt. Letzteres kommt dabei gewissermaßen einem Export in unsere eigene Zukunft gleich.

Doch ist der westliche Zinskapitalismus inzwischen schon so marode und bereits inmitten des Prozesses eines schleichenden Kollaps, dass man nicht einmal mehr in die offizielle Dritte Welt, etwa nach Afrika schauen muss. Es reicht ein Blick über den großen Teich nach Westen, in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Das Einzige, das dort derzeit noch nahezu unbegrenzt wächst, ist die Armut und das Elend der Menschen. Voraus gehen freilich die öffentlichen wie privaten Schulden.

Dank eines Finanzsystems, das sich über Zinsen und die an diese gekoppelte kreditäre Geldentstehung Jahrzehntelang mit fiktivem Kapital aufbläht, bis zum zwangsläufigen, durchaus vorhersehbaren Ergebnis des Zusammenbruchs der gesamten Ökonomie. Notwendig für das Vorhersehen des zwangsläufigen Endes des Zinssystems in einem schleichenden Kollaps der Ökonomie ist allerdings neben einer aufgeklärten Bevölkerung auch ein politisches und ökonomisches Personal, das nicht wie gegenwärtig entweder resistent gegen Vernunft und Tatsachenrealität ist, oder als willfähriger Handlanger des überakkumulierten Großkapitals und der darauf gründenden Herrschaftsordnung einer Parasitenelite agiert.

Solange aber Regierungstauglichkeit und Führungskompetenz nur Synonyme für verkappte Unzurechnungsfähigkeit oder latente Kriminalität, inklusive Führerbunkermentalität in Erwartung der zinskapitalistischen Götterdämmerung sind, wird der bereits stattfindende Zusammenbruch sowohl des Finanz-, als auch des Wirtschaftssystems nicht nur weitergehen, sondern sich eher noch verschärfen. Und zwar völlig unbeeindruckt von massenmedialen Wahnvorstellungen eines Job- und Wirtschaftswunders.

Wer im 21. Jahrhundert noch an Wunder glaubt, zeigt ohnehin, dass er sich im Mittelalter offensichtlich wohler fühlt, als in einer aufgeklärten Welt. Genau dahin aber, zurück ins Mittelalter, geht derzeit die Reise. Und wie immer gehen die USA dabei mit wehenden Fahnen voraus. Die Heilslehre des Zinskapitalismus hat sich ausgeträumt und wird zum Albtraum. "Arbeit macht frei" - ein Blick nach Auschwitz hätte schon genügt, um zu erkennen, dass aus dem Grundcredo der bürgerlichen Moderne nichts Gutes hätte erwachsen können, und welcher Ungeist dahinter tatsächlich weht. Der amerikanische Albtraum ist auch eine Vision, die uns unsere Zukunft zeigt. Und eine Chance auf Freiheit jenseits von Arbeitskult und darauf gewachsener Zinsknechtschaft.